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Impuls zum 15. Dezember 2024

Zum 3. Advent

Von Gordon Matthews, Friedensarbeiter bei pax christi im Erzbistum Paderborn

Leben im Licht des anbrechenden Tages
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. (Römer 13:12)

„Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.”

Wenn ich wahrnehme, was alles in der Welt geschieht – Kriege, Umweltzerstörung, „Naturkatastrophen“ wegen der Klimaerwärmung, usw. – habe ich den Eindruck, wir befinden uns in einer tiefen Nacht auf dieser Erde. Ich wünschte mir, es wäre jetzt schon Tag und niemand mehr in Gaza, in der Ukraine, in Sudan, in Myanmar oder sonst wo sterben müsste. 

Solange es immer noch Nacht ist, gilt es, das Licht der Liebe in unseren Herzen brennen zu lassen und die Waffen des Lichts aufzugreifen. Was sind denn die Waffen des Lichts? Eine freundliche Begrüßung, empathisches Zuhören, ein Licht auf Ungerechtigkeit und zerstörerischen Lebensweisen zu scheinen…
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. (Johannes 3:16)

„Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.“

Wir, die wir schuldig geworden sind, müssen nicht unsere Häupter verhüllen. Wir können Buße tun, umkehren und aufrecht gehen. „Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu.“ (Klagelieder 3:22-23) 

Jesus sollen wir glauben. Dem Gott Abrahams und Isaaks sollen wir trauen. Wer aufs Militär setzt, traut Gott nicht mehr. Sie wissen nicht, was sie tun. Aber wer zum Schwert greift, wird durchs Schwert umkommen. Das ist ein Wort des lebendigen Gottes, der uns das Leben schenkt. „Viel Gewalt beruht auf der Einstellung, das Leben sei ein Besitz, der verteidigt werden muss, - nicht ein Geschenk, gegeben zum Teilen.“ (Henri Nouwen)
Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. (1. Johannes 4:9-10)

„Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.“

Im Februar dieses Jahres war ich allein in der Geburtskirche in Bethlehem. In besseren Zeiten hätte ich lange Schlange stehen müssen, aber seit dem 7. Oktober 2023 machen sich kaum noch Pilgernde oder Touristen auf dem Weg nach Bethlehem. Ich war weder als Pilgernde noch als Tourist in Israel-Palästina unterwegs, sondern als Mitglied einer 8-köpfigen Gruppe auf Solidaritätsbesuch bei Christinnen und Christen in Nazareth, Bethlehem und Jerusalem. 

In Jerusalem wurden wir im Lateinischen Patriarchat durch Bischof William Shomali empfangen. Er erzählte uns von der katastrophalen Lage der Katholischen Gemeinden in Gaza und die Bemühungen um Hilfslieferungen. Ein Waffenstillstand ist bitter nötig. Auch die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland leidet unter der israelischen Besatzung. Zur Zeit der Geburt Jesu leidete die damalige Bevölkerung unter einer Fremdherrschaft. Auch die Zeit, in der Jesus hineingeboren wurde, war eine dunkle Zeit.

Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

„Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.“
Wenn wir durch den Geist Gottes, durch Christus erleuchtet werden, hält uns kein Dunkel mehr. Im Taizé-Lied heißt es: „Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt, das niemals mehr erlischt. Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt, das niemals mehr erlischt.“ Der Geist Gottes erleuchtet uns und zeigt uns den Weg durch die Dunkelheit. Die Heilige Geisteskraft stärkt und ermutigt uns. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. (Galater 5:22-23) Lasst uns Liebe üben. Lasst uns voll Freude sein. Lasst uns Frieden stiften. Lasst uns sofort geduldig werden und die Dunkelheit aushalten, bis der Tag anbricht. Lasst uns jede und jeden freundlich begegnen – auch die, die uns Leid antun. Lasst uns großzügig sein. Wir wollen auch treu sein dem Gott, der unsere dunkle Welt erhellt. Mit Sanftmut wollen wir zur Heilung unserer Mitmenschen und unserer Mitwelt beitragen. Durch Selbstbeherrschung können wir Unheil abwenden.

In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! 
(Lukas 3:10-11)

„Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.“

Durchs Teilen werden alle belohnt. Gott will, dass wir leben. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Erst dann, wenn mein Feind sich sicher fühlt, kann ich in Sicherheit leben. Die Frucht der Gerechtigkeit wird Friede sein. Peter Maurin, Weggefährte der Dorothy Day beim Catholic Worker, schrieb „Ein Plädoyer für Utopia“:

„Die Welt wäre besser dran,
wenn die Menschen versuchten,
besser zu sein.
Und die Menschen wären besser,
wenn sie nicht ständig danach strebten,
besser dran zu sein.
Denn wenn jede und jeder versucht,
besser dran zu sein,
geht es niemandem besser.
Aber wenn jeder und jede versucht,
besser zu sein,
geht es allen besser.
Jeder wäre reich,
wenn niemand versuchte, reicher zu sein.
Und niemand wäre arm,
wenn jede versuchte, die Ärmste zu sein.
Und alle wären so, wie sie sein sollten,
wenn jede und jeder versuchte, so zu sein,
wie sie es von den anderen erwarten.
Christliche freiwillige Armut ist ein Ideal,
wie es von Franz von Assisi gelebt wurde.
Eigentum ist kein absolutes Recht,
sondern ein Geschenk,
das nicht verschwendet werden darf,
sondern dem Wohl
der Kinder Gottes dienen soll.“

Lasst uns nicht nur unser eigenes Wohl suchen, auch nicht nur das Wohl unserer eigenen Nation, sondern das Gemeinwohl der ganzen Menschheit.